Immaterielles Kulturerbe - Papiertheater
7. Münchner Papiertheaterfestival „alles Papier“
„Taten, Täter und Geschichten"
19.- 22. Oktober 2023
„Vorhang auf für großes Theater im Kleinstformat“
Liebe Freunde des Papiertheaters,
„Taten, Täter und Geschichten“, unter diesem Motto präsentieren fünf Bühnen aus ganz Deutschland ihre Inszenierungen beim 7.Münchner Papiertheaterfestival „alles Papier“ im Bürgerpark Oberföhring.
„Krimis sind die Leidenschaft der Deutschen“, hieß es neulich bei einer Umfrage. Jedoch wird damit das Augenmerk nur in eine bestimmte Richtung gelenkt. Wieviel kriminelle Energie z.B. allein in unseren Märchen steckt, übersieht man damit. Das zeigt aber, dass „Unrecht“ schon immer das Interesse der Menschen geweckt hat. In den Inszenierungen der Bühnen sehen wir aber nicht nur „Krimis“ für Groß und Klein, auch die Untaten von Märchenfiguren werden aufgezeigt (denken wir nur z.B. an den Mordversuch an Schneewittchen) und wie nachdrücklicher Spürsinn manchmal Familiengeschichte(n) aufdeckt.
Die Ausstellung über 5 Jahre Papiertheater der anderen Art „Ganz und gar andersartig“- die Originale des Manfred Kronenberg, begleitet das Festival.
Die Eröffnungsveranstaltung führt uns nach einer Einführung in die Geschichte des Papiertheaters im „Kleinen Theater im Pförtnerhaus“ mit einem Spaziergang zu den Bühnen, die im Bürgerpark in verschiedenen Häusern auf die Zuschauer warten. Dort zeigen uns die Akteure kurze Auszüge ihrer Inszenierungen und geben uns so einen Einblick in die Verschiedenartigkeit des Mediums Papiertheater.
Höhepunkt des Abends ist dann zum Abschluss die Eröffnung der Ausstellung und eine Aufführung des Theaters andersARTig. Wir erleben das neue Stück „The (c)old Case“.
Für den Workshop am Samstagnachmittag ist eine Anmeldung dringend erforderlich. Ein kleines Theaterchen zum Mit-nach-Hause-nehmen soll hier entstehen. Jeder kann beim Papiertheater Intendant*, Regisseur*, Sprecher*, Spieler*, Gestalter*, Bühnenbildner*, Beleuchter* in einer Person werden. Unser Workshop gibt Tipps und Anregungen auch besonders für die Arbeit im pädagogischen Bereich.
Seit einigen Jahren in der Bundesliste immateriellen Kulturerbes wird Papiertheater bei kaum einmal mehr als 20 Zuschauern, also in fast familiärem Rahmen, mit großem Theater auf kleinsten Bühnen, zum begeisternden Erlebnis.
Das bedeutet aber auch, dass die Plätze begrenzt sind. Bitte bestellen Sie Ihre Karten daher rechtzeitig unter [email protected]
Aktuelles erfahren Sie immer unter > papiertheaterfestivalmuenchen.jimdosite.com<
Freuen Sie sich mit uns auf ein spannendes Festival und noch ein Tipp:
Wie im großen Theater sieht man mit einem Opernglas alles besser.
Bühnenporträts
PAPIERTHEATER AM RING / SABINE & ARMIN RUF - WILHERMSDORF
Angefangen hatte alles vor über 12 Jahren, als klassisches Familien-Papiertheater. Sabine und Armin spielten jahrelang gemeinsam mit ihren heute erwachsenen Kindern, jetzt sind sie fast nur noch zu zweit hinter der Bühne.
Bei den meisten Inszenieren wird live gesprochen, einige Aufführungen sind teilweise oder ganz vertont. Ihr Repertoire reicht von Sagen und Märchen bis hin zu Opern, gerne auch Geschichten aus ihrem Heimatbereich . So zeigten sie 2020 in München „Wagnis Eisenbahn“ und erzählten die abenteuerliche Geschichte der ersten Bahnfahrt in Deutschland 1835.
2023 stellen Sie uns ihre Interpretation von Bizets Carmen vor, modern und zeitgemäß erzählt.
Ihre Inszenierung für Kinder mit handkolorierten Figurinen und Kulissen aus der Zeit vor ca. 100 Jahren nimmt sich Schneewittchen, dem Märchen der Gebrüder Grimm an und interpretiert es auf ihre Weise fürs Papiertheater.
PAPIERTHEATER PAPIRNIK – ESSEN
Hans-Günter Papirnik wurde schon früh von der Leidenschaft zum Figurentheater gepackt. Bereits 1976 gründete er ein eigenes Marionettentheater, das er bis 1990 mit Freunden betrieb.
Die Idee zu seiner außergewöhnlichen Papiertheaterbühne verwirklichte er im Sommer 2012, er baute einen reisefreundlichen Bühnenwagen der komplett bestückt mit einer ganzen Inszenierung in seinem Kombi Platz hat.
Seitdem entsteht jedes Jahr eine neue Inszenierung mit der er im Lande herumreist. Seine Liebe gilt Opern oder Operetten, der Musik und Sprache gleichen Raum zu geben ist ein wichtiges Merkmal der Inszenierungen, dabei zieht er alle Register der Bühnentechnik und belebt so die ja wenig bewegliche Szenerie.
Papirnik gastierte mit seiner ungewöhnlichen Bühne bereits bei vielen Festivals in In- und Ausland. Schon zum sechsten Mal in München dabei, zeigt uns Papirnik, wie immer für junge Opernfreunde und Erwachsene, Otto Nicolais komisch-fantastische Oper "Die lustigen Weiber von Windsor"
THEATER andersARTig / DIETER LOHMANN & MANFRED KRONENBERG - WARENDORF
Dieter Lohmann ein „Alltagspoet“ wie er sich selbst nennt, findet im alltäglichen Leben, in seiner Umwelt, die Themen die er mit Humor und Witz in Gedichtform bringt. Beim Schmökern in seinen Büchern hat man oft das Gefühl Szenen aus dem eigenen Leben zu erkennen, die einem aus dieser Perspektive zum Schmunzeln, gar zum hellen Lachen bringen.
Manfred Kronenberg ist Diplom-Designer, Illustrator, Künstler und langjähriger Lehrbeauftragter der FH Münster, auch ist er der Gestalter des diesjährigen Erscheinungsbildes unseres Festivals.
Er betreibt eine eigenen Galerie in seiner Heimatstadt Warendorf > www.kronenbergkunst.de < und beschickt Ausstellungen im In- und Ausland mit seinen Arbeiten. Malerei, Skulpturen und Objektkunst zeigen die Geschichten, die die Realität und seine Phantasie zu seinem eigenen, unverkennbaren Stil verweben.
Dieter Lohmann setzt Gedanken und Ideen in Wörter und Satzbilder um, Ereignisse werden aus neuem Blickwinkel gesehen und voller Witz mit den kunstvollen oft auch karikierenden Bildern Manfred Kronenbergs zu einem Theaterstück verwoben.
So fanden Manfred Kronenberg und Dieter Lohmann sich zusammen in einer Theaterform, die ihre jeweils außerordentlichen Talente zusammenbringt, einem Papiertheater der besonderen Art, daher
"Theater andersARTig"
Für das 7.Münchner Papiertheaterfestival haben sie die Liebe der Deutschen für Krimis in ihrer unnachahmlichen Art umgesetzt. Sie präsentieren uns als Uraufführung und Premiere in München ihr neuestes Kinderstück "Ein grimmiges Mördchen", sowie für Erwachsene „The (c)old Case“.einen Krimi der besonderen Art.
THEATER & PAPIER MARLIS UND RAINER SENNEWALD - HALLE
Als Marlis Sennewald, langjährige Leiterin des Preetzer Papiertheatertreffens, und ihr Mann Rainer, der das Festival als Fotograf und Grafiker begleitet hatte, in den Ruhestand gingen und aus Norddeutschland nach Halle an der Saale zogen, verwirklichten sie ihren lang gehegten Traum: Sie begannen selbst, Papiertheater zu spielen. Im Jahr 2021 war es so weit: Mit dem Papierdrama »Pangu Narathi – Im Sog der Berge« traten sie zum ersten Mal in Preetz auf und sind seitdem regelmäßig mit diesem und anderen Stücken unterwegs.
Nun kommen Marlis und Rainer Sennewald zum zweiten Mal nach München, auch diesmal stellen sie uns, live gesprochen, zwei Inszenierungen vor.
Für Kinder ab 6 Jahren hat Marlis Sennewald mit „Peter ist allein zuhaus...“, ein Stück über kindliche Ängste und deren Überwindung geschrieben und zusammen mit ihrem Mann Rainer Sennewald illustriert.
In “Marie am Meer“ der Geschichte für Jugendliche und Erwachsene, führt ein zufälliger Fund zu intensiven Nachforschungen zur Familiengeschichte der Protagonistin
PAPIERTHEATER MUTABOR - MÜNCHEN
Mit 8 Jahren wurde dem kleinen Emanuel Boeck von seinem 9 Jahre älteren Bruder verboten mit dessen prächtig ausgestatteten Schreiber Papiertheater zu spielen. Als Folge baute Emanuel sein eigenes Papiertheater und entwarf und malte alle Dekorationen und Figurinen selbst, nebst technischen Experimenten und ersten Versuchen mit Multimedia (Projektionen). Die Premiere war die Oper Rienzi von Richard Wagner. ( Vom Amerika Haus konnte man eine Grammophon Platte ausleihen). In den nächsten Jahren folgten Der Froschkönig, der Sturm nach Shakespeare, Wilhelm Tell und die Frösche von Aristophanes. Den Abschluß bildete Der fliegende Holländer mit einer Gesamtgestaltung im Stile des Künstlers HAP Grieshaber, der früher im Hause Boeck das Bergwerk zu Falun von Hofmannnsthal aufgeführt hatte. Der Beruf des Fernseh und Theaterregisseurs erlaubte es Emanuel nicht mehr sich dem Kleinod seiner Jugend zu widmen. Nach 50 Jahren in 5 Ländern ist etwas mehr Ruhe eingetreten und Emanuel ist von neuem begeistert von den Möglichkeiten seines Bonsai Theaters Mutabor, wo das ganz Kleine ins Unermessliche wachsen kann.
Mit Béla Bartóks schauriger Oper "Herzog Blaubarts Burg" führt er sich hier beim Münchner Festival ein.
Eine kurze generelle Info zum Papiertheater
Papiertheater ist wohl die kleinste Theaterform und entstand zu Zeiten des Biedermeier als das Bildungsbürgertum das Theater nach Hause brachte. Vorläufer waren hauptsächlich die Papierkrippen, die als Platz sparende häusliche Andachtsszenerie schon lange vorher zu finden waren. Als Verwandte können wir die, heute wieder beliebten, "Pop Up-Karten und -Bücher" sehen, sowie die Augsburger Klebebögen die als Spielzeug erzieherische Funktionen erfüllten. Einst wurden für die Kinder Märchen "auf die Bühne gebracht" Mit zunehmender Zeit entwickelte sich diese Theaterform aber zum "Spielzeug" für Erwachsene (im engl. noch heute Toy Theatre) auf oft aufwendige Operninszenierungen war lange Zeit hauptsächlich das Augenmerk gerichtet und berühmte Bühnenbildner der vorigen Jahrhunderte entwarfen für die kleinste Bühnenform die Bühnenausstattung. Das Erstellen und bespielen der kleinen Theater war im Zeitalter ohne Kino, Fernsehen und anderer Kommunikationsmöglichkeiten eine beliebte Abendunterhaltung.
Heute reist eine ständig wachsende Fan-Gemeinde zu den Festivals in In- und Ausland. Hauptsächlich in Dänemark sind Papiertheateraufführungen ein fester Bestandteil des "Theaterlebens".
Papiertheater ist nun auch wieder bei uns ins Licht der Öffentlichkeit gerückt, mehrere Festivals, hauptsächlich im Norden Deutschlands zeugen davon. Vor einiger Zeit fand eine Ausstellung im Wiener Theatermuseum im Palais Lobkowitz großes Interesse, Motto „Papiertheater- eine bürgerliche Liebhaberei“ begleitet von mehreren Aufführungen. Unser Festival in München möchte für dieses sehr spezielle Medium auch in Bayern Freunde gewinnen.
Hanau eröffnet im historischen Teil des Museums in Schloss Philippsruhe gerade wieder neu ein festes Museum für die kleinste Theaterform in dem u.a. die Sammlung von Rüdiger Koch -Berlin einen würdigen Platz findet.
Nicht zuletzt wurde das Papiertheater 2021 als Immaterielles Kulturgut in die entsprechende Bundesliste aufgenommen und damit entsprechend gewürdigt.
Da die Zuschauerzahl je nach Bühne schon im Normalfall sehr begrenzt ist (normalerweise 20 -25 Plätze je nach Bühnengröße) macht es diese doch aufwendigen Veranstaltungen zu einem hierzulande raren Event.
Ein besonderer Dank geht an Manfred Kronenberg
der Programm und Plakat auch für das 7.Münchner Papiertheaterfestival gestaltet hat.